Vorschau Jahreskonzert 2019

Schmetterlinge auf musikalischer Reise

Text: Liselotte Jost

Das Jahreskonzert 2019 der Musikgesellschaft Wasen steht unter dem Motto «Tanz und Tänzer». Entsprechend beschwingt und mit verschiedensten Musikstilen ist das Programm aufgebaut. Den Höhepunkt dürften jedoch die bunten, schwerelosen «Gaukler», die Schmetterlinge, bilden. Der junge Komponist Cedric Fuhrer hat die Wunderwesen in seiner Schmetterlings-Suite, der «Lepidoptera-Suite», vertont. Als Gesamtwerk wird sie von der «Wase-Musig» am Freitag- und Samstagabend, 25./26. Januar und am Sonntagnachmittag, 27. Januar, unter der Leitung von Marc Fuhrer uraufgeführt.

«Can Can», die berühmte Ouvertüre von Jacques Offenbach, wird den virtuosen Auftakt zum diesjährigen Konzert der MG Wasen bilden. Ein bisschen gar zu temperamentvoll, um das Tanzbein zu schwingen … Nun, unter Berücksichtigung der Platzverhältnisse in der Turnhalle Wasen wird es wohl dabeibleiben, dass das Publikum die musikalischen Darbietungen bequem sitzend geniesst. «Tanz und Tänzer» aber bleibt das Motto. Sei dies gemütlich und mit Schunkeln zu «Mein Tirolerland», melancholisch und melodisch mit der Filmmusik aus «Dances with Wolves» oder urchig mit «Maiteli wenn du witt go tanze». «Dancing Trombones» mit den Posaunensoli sowie die Filmmelodie «Flashdance» werden weitere Rosinen im Programm sein.

Höhepunkt aber ist die Uraufführung der kompletten Schmetterlings-Suite von Cedric Fuhrer. «Wenn ein Schmetterling in China mit den Flügeln schlägt, so kann das bei uns einen Sturm auslösen» (aus «Animorphs» von Katherine Alice Applegate»). Der Spruch – einer von Hunderten aus der Welt der Schmetterlinge – ist dank seinem «Schmetterlingseffekt» sowohl in die Welt der Poesie als in die der Börsen-Spekulationen eingegangen. Was mag es erst auslösen, wenn Cedric Fuhrer zur Feder greift und seine zwölfminütige «Lepidoptera-Suite» einem der feinsten, buntesten, erstaunlichsten und auch vergänglichsten Lebewesen widmet? Einen Tornado der Gefühle vielleicht. Sowohl im Publikum als auch bei den Musikantinnen und Musikanten der «Wase-Musig». Für Letztere aber kommt unter der Leitung von Marc Fuhrer auch noch die nicht zu unterschätzende Aufgabe dazu, den Schmetterling als Wunder der Natur, der so vielen Stürmen ausgesetzt ist, musikalisch über die Bühne gaukeln zu lassen.

Der Komponist hat die Suite der Schmetterlings-Expertin im Papillorama, Kerzers, Chantal Derungs, gewidmet: «Ohne sie wäre ich wohl nie der faszinierenden Welt der Schmetterlinge erlegen», sagt er. Das Werk als solches wurde von der Musikgesellschaft Wasen und ihrem Dirigenten Marc Fuhrer als Selbstwahlstück für das 24. Bernische Kantonal-Musikfest 2019 in Thun in Auftrag gegeben. Über dem Ziel der «Wase-Musig», das zwölfminütige Stück am 23. Juni in Thun in einem einwandfreien Vortrag zu präsentieren, steht die Freude, allen Freunden der Blasmusik ein musikalisches Erlebnis zu bieten.

Die Lepidoptera-Suite beschreibt in drei Sätzen drei verschiedene tropische Schmetterlinge. Lepidoptera ist der Fachbegriff für Schmetterlinge und heisst so viel wie Schuppenflügler. Der erste Satz, «Graphium agamemnon -The Green Bolt» ist dem kleinen, wendigen und schnellen «Geschweiften Eichelhäher» (Graphium agamemnon) gewidmet. Die grüne Färbung und der schnelle Flug lassen ihn wie einen grünen Blitz, eben «The Green Bolt» aussehen. Eine Eröffnungsfanfare, die am Schluss des ersten und auch im dritten Satz wieder aufgenommen wird, begrüsst den Zuhörer in der grandiosen Welt der tropischen Schmetterlinge und steht sinnbildlich für ihren majestätischen Lebensraum, der aber immer mehr bedroht wird.

Der Waldgeist oder Glasflügler (Greta oto) ist der einzige Schmetterling auf der Welt mit feinen, durchsichtigen Flügeln. Er schlüpft aus einer extrem kleinen, zerbrechlich wirkenden Puppe. Seine Silhouette ist kaum wahrnehmbar, wodurch ihm etwas Mystisches anhaftet. Die feine, weiche, teilweise fast zerbrechliche Instrumentierung unterstreicht musikalisch die Erscheinung dieses Schmetterlings.

Der dritte Satz, virtuos und aufrührend, beschreibt die Hetze nach dem weltweit grössten Schmetterling, dem «Königin-Alexandra-Vogelfalter» (Ornithoptera alexandrae). Dieser riesige Schmetterling wurde von Schmetterlingssammlern aus aller Welt gejagt. Zum Teil wurden sogar Gewehre eingesetzt, da man den Schmetterling für einen Vogel hielt. Als Schmetterlingsjäger machen sich auf der Wasen-Bühne nach und nach das Saxophon und die erste Posaune auf den Weg. Die Klarinetten deuten ihn erstmals an, und das Posaunenquartett entblösst in der Folge die volle Pracht des Falters. Aber dann fallen die ersten Schüsse … Der «Königin-Alexandra-Vogelfalter» überlebt. Das Finale bringt nochmals die filigrane Anatomie und den schwungvollen Flug dieses schwerelosen, farbenprächtigen Giganten zum Ausdruck.

Den Auftakt zu den Konzerten bildet jeweils die Jugendmusik Wasen-Sumiswald.

Das eingespielte Team der Festwirtschaft wird bei allen Vorstellungen für das leibliche Wohl sorgen. Dazu warten eine Tombola, Barbetrieb und am Samstagabend die Unterhaltung und Aufforderung zum Tanz mit dem Schwyzerörgelitrio «Aube Einisch». Durch das Programm führt Mirjam Zehnder.